Call for Papers: Forum Privatheit 2022: Daten-Fairness in einer globalen Welt – Grundrechtsschutz und Wettbewerb für eine internationale Data Governance (13-14 Oktober 2022, Berlin)

Im Rahmen der Konferenz wollen wir uns interdisziplinär mit den Gestaltungsherausforderungen und -möglichkeiten auseinandersetzten, die für eine zukunftsfähige und internationale Governance des Datenschutzes aufkommen. Angesprochen sind vielfältige technische, ökonomische, soziale, politische, rechtliche und pädagogische Ansätze, um Privatheit und informationelle Selbstbestimmung in der digitalen Welt fortzuentwickeln. Dies betrifft interdisziplinäre Einzelfragen sowie die Wechselwirkung der verschiedenen Perspektiven auf das Thema. Dafür sollen verschiedene normative, institutionelle und instrumentelle Konzepte von Datenschutz in einer digitalen Gesellschaft diskutiert sowie konstruktive Bausteine für eine zukunftsgerechte Gewährleistung von individueller und kollektiver Selbstbestimmung und Grundrechten erörtern werden. Exemplarisch wollen wir die folgenden Themenkomplexe in den Vordergrund stellen und eine erste, nicht-abschließende Vorsortierung der Themen bieten, denen sich die jeweiligen Beiträge widmen können:

* Wie sind unterschiedliche Konzepte der Data Governance zu bewerten? Welche Akteure, Industriesektoren, Staaten und Regionen ziehen ggf. welche Vorteile aus unterschiedlichen Data Governance-Konzepten?

* Welchen Einfluss hat die zunehmenden Bedeutung von Daten- und Technologie-Souveränität auf die Datenschutz-Governance? Sollten nationale und internationale Mechanismen oder Rechtsinstrumente versuchen, den Datenfluss über Ländergrenzen zu regulieren, sei es aus Gründen der Durchsetzung von Vorschriften durch Unternehmen, des Kartellrechts, des Datenschutzes oder anderer Belange des öffentlichen Interesses? Welche Herausforderungen im Bereich der Data Governance (Festlegung von Standards, Harmonisierung von Vorschriften, etc.) lassen sich besser auf nationaler Ebene angehen und in welchen Bereichen ist internationale Zusammenarbeit aus welchen Gründen weiterhin geboten?

* Wie kann sichergestellt werden, dass normative Grundlagen, insbesondere der Schutz individueller Grundrechte, auch in den Strukturen einer internationalen Data Governance verankert werden? Wie kann der Datenschutz etwaigen systemischen Verschiebungen zulasten der Betroffenen begegnen? Was kann Data Governance dazu beitragen, dass Daten-Fairness, Equity und Data Justice sich sowohl in der Datenverarbeitung, als auch in den globalen Infrastrukturen durchsetzen?

* Welche Auswirkungen hat die zunehmende Konzentration wesentlicher Infrastrukturen in den Händen einiger großer Plattformanbieter befinden? Kann dieser Konzentrierung mit Mitteln der Kartell- und Wettbewerbsaufsicht begegnet werden? Inwieweit können die Kartell- und Wettbewerbsaufsicht auch Ziele des Datenschutzes umsetzen?

* Welche relevanten technischen Funktionen stellen adäquate Ergänzungen zur Datenschutz-Grundverordnung dar? Inwiefern können Privacy-Enhancing-Technologies (PETs) zum Instrument einer globalen Data Governance werden? Wie können PETs eingesetzt werden, um das Spannungsverhältnis zwischen Nutzenden und Organisationen aufzuweichen? Wie können die Voraussetzungen bzw. Rahmenbedingungen für die Umsetzung solcher PETs geschaffen werden?

* Welche Instrumente zur Regulierung können Einfluss auf die Entwicklung und Anwendung künftiger Datenverarbeitung ausüben und was sind ihre Voraussetzungen und Folgen? Wie sollten bisherige Ansätze aus den Datenschutzgesetzen im Sinne einer wirksamen Data Governance verstanden werden, und was fehlt?

* Welche individuellen und unternehmerischen Kompetenzen und Motive und welche gesellschaftlichen (etwa familiären, wirtschaftlichen, aber auch politisch-institutionellen und technischen) Verwirklichungsbedingungen sind erforderlich, um in der digitalen Welt, Freiheit und Grundrechte ausüben zu können? Wie kann Digitale Souveränität und/oder Datensouveränität als Handlungsfähigkeit von Individuen sichergestellt werden?

* Inwieweit können allgemeine innovative Ansätze der Datenschutz-Grundverordnung wie das Gebot einer datenschutzgerechten Systemgestaltung, das Erfordernis einer Datenschutz-Folgenabschätzung, die Möglichkeit einer freiwilligen Datenschutz-Zertifizierung oder die Selbstregulierung durch Verhaltensregeln genutzt werden, um Herausforderungen der Data Governance zu begegnen?

Mehr Informationen finden Sie hier. Die Abgabefrist ist der 18.05.2022.