Call for Abstracts: In-vitro-Gametogenese (IVG) und artifizieller Uterus (AU) – Problemauslöser oder Problemlöser? Ethische, soziale und rechtliche Aspekte zukünftiger reproduktionsmedizinischer Verfahren (19. September bis 23. September 2022, OTH Regensburg)

Reproduktionsmedizinische Verfahren wie die Intrauterine Insemination (IUI), In-vitro-Fertilisation (IVF), Intracytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) und Eizell-Kryokonservierung, die Menschen mit Fertilitätseinschränkungen dabei assistieren sollen, Kinder zu bekommen, sind in Deutschland beinahe Alltag. Die finanziellen Kosten werden für bestimmte Personengruppen und unter spezifischen Voraussetzungen (teilweise) erstattet und die Verfahren selbst stellen im Rahmen derzeitiger ethischer Evaluationen, Rechtsrahmen und Akzeptanzfragen kaum mehr Konfliktherde dar. Andere reproduktionsmedizinische Maßnahmen, die in Europa und international teilweise Praxis sind, sind allerdings in Deutschland nicht erlaubt; Verbote von Eizellspenden und Leihmutterschaft sollen missbräuchlichen Einsatz verhüten und die Gesundheitsinteressen von Frauen schützen, limitieren jedoch auch Möglichkeiten kinderwunscherfüllender Medizin. Eben deshalb geraten neue, noch im (tier-)experimentellen Stadium befindliche Techniken in den Blick, die anstelle der kritisierten und/oder verbotenen Verfahren genutzt werden könnten. Die In-vitro-Gametogenese (IVG) eröffnet die prinzipielle Möglichkeit, aus induzierten pluripotenten Stammzellen, die zuvor aus menschlichen adulten Zellen (z.B. Hautzellen) gewonnen wurden, ‚künstliche‘ Keimzellen abzuleiten. Die Ektogenese (EG) ist ein Konzept, das eine Schwangerschaft abseits eines ‚natürlichen‘ Uterus denkbar werden lässt. Mit IVG und EG dürften sich allerdings neue normative und soziale Probleme ergeben. Sie schon heute als Alternativen zu bereits verwendeten Methoden, z.B. der Samen- bzw. Eizellspende, Leihmutterschaft und Uterustransplantation zu diskutieren, verspricht notwendige und kritische Impulse für die Begleitung lebenswissenschaftlicher Forschung und klinischer Anwendung, bevor diese Techniken zum Einsatz kommen.

Ziel der Klausurwoche ist es entsprechend, einen interdisziplinären und vergleichenden Ansatz zur Bewertung der ethischen, sozialen und juristischen Aspekte experimenteller Reproduktionstechnologien, vor allem der In-vitro-Gametogenese (IVG) und Ektogenese (EG), zu entwickeln. Der in der Klausurwoche entstandene Austausch zwischen Early Career Researchers (Doktorand*innen/Postdocs) und Expert*innen aus Medizinethik und -recht, Medizingeschichte, Gynäkologie, Reproduktionsmedizin, Technikfolgenabschätzung sowie Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften soll Dimensionen der Bewertung identifizieren und der gemeinsame Arbeitskontext dazu führen, Konzepte zum Umgang mit den anstehenden reproduktionsmedizinischen Herausforderungen zu entwickeln.

Durch Expert*innen und Teilnehmer*innen gestaltete Themen

Grundlagen

  • Naturwissenschaftliche und medizinische Grundlagen von IVG und EG
  • Ethische Bewertungshorizonte reproduktionsmedizinischer Maßnahmen
  • Derzeitige rechtliche/regulatorische Rahmenbedingungen fortpflanzungsmedizinischer Verfahren in Deutschland und Europa
  • Geschichte und Politik der Fortpflanzungsmedizin in Deutschland und Europa.

Vergleich der medizinischen, ethischen, sozialen und rechtlichen Implikationen von…

  • Eizellspende vs. In-vitro-Gametogenese
  • Leihmutterschaft/Uterustransplantation vs. Ektogenese.

Mögliche Dimensionen und Implikationen: Stand der Entwicklung, medizinische Erfolgsaussichten, Gesundheitsrisiken, ethische Implikationen, Chancen/Risiken-Matrix, alte und neue Abstammungs- und Elternschaftskonzepte, Aspekte der Inwertsetzung insbesondere von Frauen(-Körpern) und des Zugangs zu den Techniken, demokratische Aushandlungsorte der Reproduktionsmedizin, derzeitige Rechtsbeurteilungen und Perspektiven für eine Fortpflanzungsmedizingesetzgebung.

Weitere mögliche Beschäftigungsweisen

  • IVG und EG als Motive von Science-Fiction und künstlerischen Auseinandersetzungen
  • Erprobungen szenarienbasierter Forschungsmethodiken
  • (Queer-)Feministische und kritische Perspektiven.

Mehr Informationen finden Sie hier. Die Bewerbungsfrist ist der 30. April 2022.